Unsere Zeit liegt in Gottes Händen
Erste urkundliche Nennung Pinkafelds
Die erste urkundliche Nennung Pinkafelds erfolgt am 20. November 860: Der Frankenkönig Ludwig der Deutsche schenkt dem Erzbistum Salzburg das Gut "ad Pennichaham", eine Siedlung mit voll ausgebildeter bäuerlicher Kultur. Als starker Hinweis, dass es sich dabei um das heutige Pinkafeld handelt, gilt das Pfarrpatrozinium der Apostel Petrus und Paulus. Wahrscheinlich gibt es in der Siedlung eine Holzkirche.
Mutterkirche der Herrschaft Bernstein
Die erste ausdrückliche Erwähnung einer Kirche in Pinkafeld stammt aus dem Jahr 1289. Die Reimchronik Ottokars von der Gaal berichtet über die Zerstörung der Wehrkirche "ze Pinkavelde" im Verlauf der "Güssinger Fehde". In der Folge kommt Pinkafeld zur Herrschaft Bernstein. Nach den bisherigen Forschungen stellt Pinkafeld die älteste Mutterkirche der Herrschaft Bernstein dar. Aus dem Bereich der Mutterkirche Pinkafeld lösen sich im Laufe des Mittelalters die Pfarren Bernstein, Mariasdorf, Kitzladen, Wolfau, Buchschachen, Allhau und später noch Grafenschachen heraus. 1373 wird erstmals ein Pfarrer von Pinkafeld namentlich genannt: "Johannes presbyter, rector et plebanus". 1532 zerstören die Türken die Kirche, die man an derselben Stelle neu aufbaut.
Die Zeit der Reformation
Als Folge der Reformation wirken zwischen 1576 und 1644 protestantische Prediger in Pinkafeld, gefördert von den Königsbergern in Bernstein. 1644 übernehmen die Grafen Batthyány die Herrschaft Bernstein. Sie sind damit Patronatsherrn der Pinkafelder Kirche und betreiben die Rekatholisierung. Ein beträchtlicher Anteil der Bevölkerung bleibt protestantisch. Seit dieser Zeit ist die Liste der Pinkafelder Pfarrer lückenlos.
Kirchenbauten im 18. Jahrhundert
In der Mitte des 18. Jahrhunderts beginnen die Batthyánys eine rege Kirchenbautätigkeit. So werden die Josephikapelle (um 1730), die Kalvarienbergkirche mit dem Kreuzweg (um 1748), die Antoniuskapelle (1755) und die Kirche in Sinnersdorf (1756) errichtet. Die heutige Pfarrkirche wird zwischen 1772 und 1774 erbaut. Das älteste Gotteshaus im Pfarrgebiet ist die bereits aus dem Mittelalter stammende Wiesflecker Kirche. Nach dem Toleranzpatent Josephs II. erfolgt 1783 die Bildung einer selbständigen evangelischen Kirchengemeinde.
Pfarrer Joseph Michael Weinhofer
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebt Pinkafeld eine kulturelle und religiöse Blütezeit durch das Wirken von Pfarrer Joseph Michael Weinhofer (1778 - 1859) und Gräfin Franziska Batthyány (1783 - 1861). Pfarrer Weinhofer ist ein hervorragender Seelsorger, ein bedeutender Prediger, ein religiöser Erneuerer und eifriger Bauherr. In der Pfarrchronik, heute "Weinhoferchronik" genannt, beschreibt er nicht nur das Pfarrgeschehen, sondern auch politische und alltägliche Ereignisse sowie den Zeitgeist. Gräfin Franziska ist große Wohltäterin und Unterstützerin der Pfarre und ihrer Bewohner und bedeutende Förderin von Wissenschaft, Kunst und Theologie. In den Sommermonaten versammelt sie im Pinkafelder Schloss den sogenannten "Wiener Romantikerkreis", dem Zacharias Werner, Johann Emanuel Veit, Leopold Kuppelwieser und Clemens Maria Hofbauer angehören.
Pinkafelder Herz Jesu-Verein
Mitgliederverzeichnis von 1877
Neben einer regen Bautätigkeit - Errichtung einer neuen Kirche in Riedlingsdorf (1811 - 1815), in Hochart (1823), der Friedhofskapelle (1835) und des Klosters der Barmherzigen Schwestern (1854 - 1855) - kommt es zu einer geistigen Erneuerung. 1832 gründet die Gräfin den "Pinkafelder Herz-Jesu-Verein", dem 1877 19710 Mitglieder angehören. 1852 holt sie die Barmherzigen Schwestern nach Pinkafeld.
Michael Haas - Bischof von Szathmar
In dieser Zeit lebt auch Michael Haas, der einzige Pinkafelder, der zum Bischof geweiht worden ist. Er wirkt von 1858 bis 1866 in der ungarischen Diözese Szathmar. Im Jahr 1856 entsteht im Kloster eine Pfarrmädchenschule, die erst 1967 aufgelöst wird. Die Kolpingsfamilie wird 1894 als "Römisch-katholischer Gesellenverein Pinkafeld" gegründet. Zwischen 1907 und 1910 errichtet man den heutigen Pfarrhof.
Gründung der Diözese Eisenstadt
Nach dem Anschluss des Burgenlandes an Österreich 1921 erfolgt auch eine kirchliche Neuorientierung. Pinkafeld, das bis dahin zur Diözese Steinamanger angehört, liegt nun im Bereich der Apostolischen Administratur Burgenland, die 1960 zur Diözese Eisenstadt erhoben wird.
Nationalsozialismus und Nachkriegszeit
In der Zeit des Nationalsozialismus ist das kirchliche Leben stark eingeschränkt. Es normalisiert sich aber nach dem 2. Weltkrieg rasch. 1956 gibt Dechant Franz Kugler das erste Pfarrblatt heraus.
Öffnung durch das II. Vatikanische Konzil
Mit dem II. Vatikanischen Konzil (1962 - 1965) erfolgt eine Öffnung und Intensivierung der pastoralen Tätigkeit in der Pfarre. 1972 wählt die Gemeinde erstmals einen Pfarrgemeinderat. Zahlreiche Gruppen, von Kindern bis zu Senioren, zeugen von einem regen Glaubensleben. 1980 nimmt die Pfarre Flüchtlingsfamilien aus Vietnam auf. 1969 - 1970 wird die neue Kirche in Hochart errichtet. Es erfolgen laufend Renovierungen der Pfarrkirche, der Kapellen und Filialkirchen und die Errichtung des Pfarrheims in der ehemaligen Weinhoferschule (1985).
Spiritualität in gewandelter Gesellschaft
Zur Pfarre Pinkafeld gehören heute die Filialen Hochart, Riedlingsdorf, Wiesfleck mit Schreibersdorf sowie die Seelsorgestelle Sinnersdorf. Das Kloster der Barmherzigen Schwestern, das immer wieder erweitert worden ist, betreibt ein Pflegeheim. Am Kalvarienberg lebt seit 1982 die Franziskusgemeinschaft, eine Gemeinschaft für Familien und Einzelpersonen. Vier aktive Priester entstammen der Pfarre: Mag. Wilhelm Ringhofer, Mag. Dr. Johannes Pratl, Mag. Johann Schuster und seit 2017 MMag. Kurt Aufner. 2016 gründet sich die Gemeinschaft "Familie des Vaters". Heute leben in der gesamten Pfarre rund 4800 Katholiken. Mit der evangelischen Pfarrgemeinde, bestehend aus den Teilgemeinden Pinkafeld, Riedlingsdorf und Wiesfleck-Schreibersdorf mit etwa 2850 evangelischen Christen, gibt es eine gute ökumenische Zusammenarbeit.
Seelsorgeraum zum heiligsten Herzen Jesu
Am 2. Dezember 2018 verbindet Diözesanbischof Dr. Ägidius Zsifkovics die drei Pfarren Grafenschachen, Kitzladen und Pinkafeld zum "Seelsorgeraum zum heiligsten Herzen Jesu".
Chronik der Pfarre, 860-1986
Sie finden hier zum Download eine Chronik der Römisch-katholischen Pfarre Pinkafeld über die Jahre 860 bis 1986 von Mag. Rudolf Köberl aus der Festschrift anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Weihe der Römisch-katholischen Pfarrkirche Pinkafeld am 1. September 1786.
Chronik der Pfarre Pinkafeld, 860-1986
Aus Anlass des 150. Jahres nach dem Tod der herausragenden Priesterpersönlichkeit Pinkafelds Joseph Michael Weinhofer wurde unter der Leitung von Mag. Dr. Johannes Pratl und DI Wilhelm Seper der vorhandene schriftliche Nachlass Weinhofers aufgearbeitet, in Veranstaltungen im Gedenkjahr vorgestellt, gewürdigt und in Form einer Homepage veröffentlicht.
Sie finden in der Homepage zum Beispiel das persönliche Tagebuch, das Testament, die Predigten, die Bibliothek Weinhofers und tiefe Einblicke in die Herz-Jesu-Verehrung, die zu seiner Zeit in Pinkafeld begann und zu einer ersten Blüte kam.
Ganz besonders interessant ist die von Weinhofer über die Jahre 1805 bis 1859 aufgezeichnete Pfarrchronik Pinkafelds, die inzwischen einfach "Weinhofer-Chronik" genannt wird. Der Priester berichtet dort unter anderem in berührender Weise von den Untaten, der Bekehrung und schließlich der Hinrichtung des vielfachen Räubers und Mörders Nikolaus Schmidhofer, genannt "Holzknechtseppl". Die Hinrichtung am 20. November 1828 am Galgen auf dem Gerichtsberg war die letzte in Pinkafeld. Sie fand unter Beisein der Schuljugend statt, was als Folge hat, dass es darüber heute noch eine mündliche Überlieferung in Pinkafeld gibt.
Wir verbinden Sie hier zur Homepage aus dem Jahr 2009 über das Wirken eines der wohl größten Söhne Pinkafelds.