Versöhnung
Buße und Versöhnung
Gott kann auch das Böse zum Guten wenden
Gottes Liebe ist größer als unser Versagen. Gott kann sogar das Böse zum Guten wenden. Das feiern wir im Sakrament der Buße.
Keine Schuld ist so groß, dass Gott sie nicht vergeben könnte. Von Jesus stammt das Wort: "Ich sage euch: Ebenso wird im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die keine Umkehr nötig haben." (Lukas 15,7).
Buße ist etwas Ernstes, aber nichts Düsteres. Sie darf gefeiert werden.
Sünde ist nie bloß Privatsache
Sie verstößt immer gegen die Liebe zu den Mitmenschen und Geschöpfen, gegen die Liebe zu sich selbst - und letztlich stets gegen Gott, der alle seine Geschöpfe liebt.
Darum haben auch Vergebung und Versöhnung immer mit Gott zu tun. Wir allein können sie nicht bewerkstelligen. Wir müssen zwar stets um Wiedergutmachung bemüht sein, aber nur Gott kann auch das heilen, was wir Menschen auf Erden nicht mehr wieder gut machen können.
Vielleicht ist der, dem wir Unrecht getan haben, nicht mehr für uns erreichbar. Wir wissen auch gar nicht, welche Auswirkungen diese oder jene Sünde gehabt hat und noch haben wird. Nur Gott weiß das. Er kann alles zum Guten wenden.
Das wird uns im Sakrament der Buße durch den Priester spürbar und wirksam zugesagt. Der Priester kann das nicht aus eigener Kraft, sondern nur weil er dazu geweiht und beauftragt worden ist.
Der Dienst der Vergebung
Am Abend nach seiner Auferstehung übertrug Jesus nach dem Zeugnis der Bibel seinen Aposteln den Dienst der Vergebung: "Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten." (Johannes 20,21-23).
Sündenvergebung in vielen Formen
Im Lauf der Geschichte hat das Sakrament der Buße einen großen Wandel durchgemacht. Es war ein langer Weg von der öffentlichen Buße in der frühchristlichen Gemeinde bis zur Beichte heute.
Es ist der Wille Jesu, dass das Wort der Vergebung in der Welt nicht verstumme. Seit 2000 Jahren bemüht sich die Gemeinschaft der Kirche, die Vergebung Gottes auf verschiedene Weise sichtbar und hörbar an die Menschen weiterzugeben: durch das Verkünden des Evangeliums, durch die Feier der Taufe und der heiligen Messe, durch Bußgottesdienste, Fürbitten, … Und Menschen zeigen ebenfalls auf vielfältige Weise, dass sie erneut den Weg des Guten gehen wollen: durch tätige Reue, Werke der Nächstenliebe, Gebete, Versöhnungsbereitschaft, Feindesliebe, …
Eine ganz besondere Form der Sündenvergebung ist das Sakrament der Buße, bei uns meist sehr verkürzt "Beichte" genannt, weil man dabei seine Schuld nicht nur innerlich bereut, sondern auch mutig beim Namen nennt, eben "beichtet". Der Priester, der in der Nachfolge der Apostel steht, darf dann im Sinne Jesu die Lossprechung (Absolution) geben. Sein Vergebungswort ist das menschliche Zeichen für die Vergebung Gottes, ähnlich wie bei der heiligen Messe Brot und Wein sichtbares Zeichen für die Gegenwart Jesu sind. Wer dieses Sakrament aufrichtig empfängt, erhält eine große Kraft für die sinnvolle Gestaltung seines Lebens.
Beichte - Feier der Versöhnung
Die Beichte ist ein Gespräch mit einem Priester, in dem man seine Schuld bereut und bekennt und dann die Zusage erhält: "Deine Sünden sind dir von Gott vergeben!"
Die Beichte ist Teil des Prozesses von Umkehr, Buße und Versöhnung. Gemeint ist die Abwendung von einem Leben, das in Schuld verstrickt war, und die Hinwendung zu Gott - der längst auf uns wartet.
Was wir Menschen mit Gottes Hilfe tun können, lässt sich in fünf Schritten zusammenfassen:
- besinnen,
- bereuen,
- bekennen,
- büßen (das heißt: bemühen um Wiedergutmachung),
- bessern.
Wer beichten will, betritt mit dem Kreuzzeichen den Beichtstuhl oder das Aussprachezimmer, wird vom Priester gesegnet und kann dann seine Sünden bekennen. Wer schon lange nicht mehr beichten war oder unsicher ist, was zu tun ist, kann den Priester auch bitten, ihm dabei zu helfen.
Im Anschluss an das Bekenntnis sagt der Priester ein Wort der Besinnung und Ermunterung und gibt der/dem Beichtenden eine Aufgabe ("Buße") mit auf den Weg. Das kann ein Gebet oder ein gutes Werk sein.
Zur abschließenden Lossprechung ("Absolution") spricht er:
Gott, der barmherzige Vater
hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes
die Welt mit sich versöhnt
und den Heiligen Geist gesandt zur Vergebung der Sünden.
Durch den Dienst der Kirche schenke er dir Verzeihung und Frieden.
So spreche ich dich los von deinen Sünden
im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Fragen und Antworten
Welche Sünden muss man beichten?
Alle Sünden, die einen belasten, dürfen bei der Beichte angesprochen werden. Eine Pflicht zur Beichte gibt es nach katholischer Ordnung für schwere Sünden.
Eine Sünde gilt dann als schwer, wenn sie
- in einer wichtigen Sache gegen den Willen Gottes verstößt,
- bei klarer Erkenntnis im Bewußtsein um die Schwere der Sünde erfolgt,
- mit voller Zustimmung geschieht.
Eine solche Sünde verletzt nicht nur die Liebe zu Gott in unserem Herzen, sondern zerstört sie. Darum wird sie auch "Todsünde" genannt. Katholische Gläubige, die sich einer solchen Sünde bewusst sind, sollen auf die heilige Kommunion verzichten, bis sie im Sakrament der Buße von dieser Schuld losgesprochen worden sind.
Das Beichtgeheimnis
Der Priester ist zur absoluten Verschwiegenheit verpflichtet über alles, was er bei der Beichte erfährt.
Wo und wann kann ich beichten?
In jeder Pfarre werden Beichtmöglichkeiten angeboten - entweder im Beichtstuhl oder in einem Aussprachezimmer. In den meisten Pfarren gibt es spezielle Beichtzeiten. Sie können aber auch mit einem Priester einen Termin vereinbaren.
- In der Pfarrkirche Pinkafeld stehen an jedem Freitag ab 18:00 Uhr Priester zur Beichte zur Verfügung. Um 19:00 Uhr ist dann heilige Messe.
Papst Franziskus übers Beichten
Das Gefühl für die Sünde ist verloren gegangen
Franziskus sieht, dass in unserer Zeit das "Gefühl für die Sünde verloren" gegangen ist.
"Die Sünde ist mehr als ein Fleck, sie ist eine Wunde, die versorgt und verarztet werden muss."
Der Bischof von Rom spricht von "Korruption": "Korrumpiert zu sein heißt, dass die Sünde nicht als solche erkannt wird und uns deshalb nicht demütig macht." Ein von der Sünde korrumpierter Mensch "hört auf, um Vergebung zu bitten und glaubt am Ende sogar, dass er das nicht nötig hat".
Die Kirche muss Dienerin der Nächstenliebe sein
"Die Kirche verurteilt die Sünde, indem sie die Wahrheit sagt: Das ist eine Sünde. Aber gleichzeitig umarmt sie den Sünder, der sich als solcher erkennt, sie nähert sich ihm und spricht zu ihm von der unendlichen Barmherzigkeit Gottes."
"Sie ist nicht Herrin der Schlüsselvollmacht, sondern sie ist Dienerin des Dienstes der Barmherzigkeit, und sie freut sich, wenn sie diese göttliche Gabe anbieten kann."
"Die Familie ist die erste Schule der Barmherzigkeit, weil man dort geliebt wird und zu lieben lernt, weil man dort Vergebung findet und vergeben kann."
Wert der Vergebung
"Durch die Wunden Jesu kommt Gottes Vergebung zu uns, durch Jesus, der die Schuld der Welt auf sich nahm."
"Angesichts einer Kultur des Individualismus und Subjektivismus ist die kirchliche Dimension der Vergebung heute leider vielen Menschen - auch vielen Christen - unverständlich."
"Viele glauben, die Sünde sei etwas, das weder geheilt noch vergeben werden kann."
Geht zur Beichte!
"Habt keine Scham, zur Beichte zu gehen!", macht Franziskus den Gläubigen Mut. Er appelliert, "sich für die Barmherzigkeit Gottes zu öffnen, sich selbst und das eigene Herz zu öffnen; zu erlauben, dass einem Jesus entgegenkommt, und sich voller Vertrauen auf die Beichte zu stützen".
"Gott erwartet uns, er wartet darauf, dass wir einen winzigen Türspalt öffnen, damit er in uns wirken kann mit seiner Vergebung, seiner Gnade."
Denn, so Franziskus: "Das Wichtigste ist, wieder aufzustehen, nicht liegen zu bleiben und sich die Wunden zu lecken."
"Aufgabe der Kirche ist es, den Menschen klarzumachen, dass es keine Lage gibt, aus der man sich nicht mehr erheben kann."
"Gott vergibt alles. Er gibt allen eine neue Chance. Er schenkt seine Barmherzigkeit jedem, der darum bittet. Wir sind es, die nicht verzeihen können."
Recht auf gute Beichtväter
"Ein Priester, der die Beichte abnimmt, muss gütig, barmherzig und mit sich selbst im Reinen sein. Die Gläubigen haben ein Recht auf gute Beichtväter. Der Priester, der nicht diese geistlichen Voraussetzungen erfüllt, sollte das Sakrament besser nicht spenden. Die reuevollen Gläubigen haben die Pflicht? Nein! Wir haben das Recht, alle Gläubigen haben das Recht, in den Priestern die Diener der Vergebung Gottes zu finden."
Sagt den Menschen, dass Gott sie liebt!
"Es fehlt die konkrete Erfahrung der Barmherzigkeit.“
Den Beichtvätern empfiehlt der Papst das "Apostolat des Hörens": "Redet, hört geduldig zu und vor allem: Sagt den Menschen, dass Gott sie liebt." Die Beichtenden sollten sich im Dialog mit dem Beichtvater "gehört fühlen, nicht verhört". Das meint das Bild, dass der Beichtstuhl keine "Folterkammer" sein darf.
Auch Priester müssen beichten
"Auch die Priester müssen beichten, auch die Bischöfe. Wir alle sind Sünder. Der Bischof von Rom beichtet alle 15 Tage, denn auch er ist ein Sünder! Und der Beichtvater hört die Dinge, die ich ihm sage, er rät mir und er vergibt mir, denn wir alle brauchen diese Vergebung."
"Die zentrale Stellung der Barmherzigkeit, die für mich die wichtigste Botschaft Jesu ist, hat sich in meinem Leben als Seelsorger ganz allmählich herauskristallisiert, eigentlich als Konsequenz meiner Erfahrung als Beichtvater."
Ein Schlüsselerlebnis für Franziskus war eine Beichte im Alter von 17 Jahren. Der Papst weiß noch das Datum, es war der 21. September 1953. Seine Erfahrung: "Ich habe mich wirklich von der Barmherzigkeit Gottes angenommen gefühlt." Überhaupt hatte er es ein Leben lang mit vielen guten Beichtvätern zu tun.